Für Oberbürgermeister Michael Kissel ist er an „Buntheit der Mitglieder" und als unerschöpflicher Quell des Ideenreichtums der Öffentlichkeitsarbeit kaum zu überbieten. Den Staatsminister a.D. Florian Gerster fasziniert „seine Lebendigkeit und Bürgernähe". Und Landtagsabgeordneter Jens Guth, Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, verbindet mit ihm seit Jahr und Tag vor allem „wunderschöne Veranstaltungen wie etwa das Altstadtfest". Gemeint ist der SPD-Ortsverein Worms-Mitte.
Auf Initiative von Andreas Gölz, dem Ehrenvorsitzenden des Ortsvereins, entstand unter der Regie von Rupert Müller jüngst eine Broschüre zur Geschichte des SPD-Ortsvereins Worms-Mitte. Wann, warum und wie es zur Gründung der sozialdemokratischen Vereinigung kam, stellte Rupert Müller, der laut eigenen Worten „hauseigene Geschichtsschreiber" des zentralen Wormser SPD-Ortsvereins, nun im Gerd-Lauber-Haus etlichen Genossen vor.Eigentlich sollte sich das Werk von Rupert Müller ja auf zwei Seiten beschränken – es wurden 32 Blätter bunter Zeitgeschichte daraus. Als Zeitzeugen erinnerten sich Florian Gerster und das Wormser SPD-Urgestein Karl Kronauer genau an jenen 24. Januar 1977 zurück, als man im Gasthaus „Fischereck" in der Rheinstraße den SPD-Ortsverein Worms-Mitte aus der Taufe gehoben hatte. Zum Ersten Vorsitzenden wurde einstimmig Dieter Dörsam gewählt.
Identifikation herstellen
Das Ganze hatte pragmatische Gründe. Die SPD hatte gerade ihr Abonnement auf klare Wahlsiege bei den Kommunalwahlen in Worms verloren. Wilhelm Neuß (CDU) regierte folglich als Oberbürgermeister von 1977 bis 1987 zehn Jahre lang die Nibelungenstadt. Die Fragestellung, die sich für Florian Gerster, Karl Kronauer und ihre Genossen ergab, lautete: „Wie können wir wieder Stammwähler zurückgewinnen?" Die Antwort darauf war die Aufsplitterung der großen SPD Worms mit über 1000 Mitgliedern in mehrere Ortsvereine.
Insgesamt 17 SPD-Ortsvereine entstanden, beginnend mit Herrnsheim bis hin zu Leiselheim, aus dieser Idee. „Das war eine gute und richtige Entscheidung", zieht Karl Kronauer rückblickend eine positive Bilanz. Dass man damit die Identifikation der Menschen untereinander und mit ihrem Ortsverein ringsum gestärkt habe, bestätigten Michael Kissel, Jens Guth und SPD-Stadtrat Serdar Uzatmaz unisono. Genau diesbezüglich allerdings sieht Michael Kissel („Für 25 000 Einwohner im Zentrum von Worms ein Identifikationsgefühl herzustellen, ist sehr schwierig") für den SPD-Ortsverein Worms-Mitte so seine Probleme. „Hier fehlt Worms-Mitte eben halt auch der Ortsvorsteher", wie Serdar Uzatmaz betonte. Und Jens Guth regte deshalb an, „über einen Innenstadtausschuss erneut nachzudenken".
Jürgen Jaap, Wormserzeitung, 06.10.2015